Archiv für den Monat: August 2014

Stürmische Rückreise

Wir haben stürmische Tage hinter uns. Nachdem wir von Runde ohne viele Highlights nach Bergen gefahren sind, um dort ein bissl zu Shoppen (dauerte 1 Stunde und dann war uns der Touristentrubel zu viel), wurde das Wetter immer schlechter. Es regnete und 100 km nördlich von Stavanger konnten wir einen kleinen Campingplatz am Meer finden. Dort war es schon recht windig und über dem Wasser bot sich ein gigantisches Wolkenschauspiel. Da konnte ich endlich mein kleines neues Stativ auspacken und ein paar Bilder schießen. Aber schon da war der Wind so stark, dass die Kamera samt Stativ beinahe umgefallen wäre. Das war aber noch gar nichts. Am Abend kam dann der Campingplatzbesitzer zu uns und meinte wir sollen uns von den Bäumen wegstellen und das Auto mehr in den Wind stellen. Da hatten wir das Dach noch offen! Nachdem aber aus dem Wolkenschauspiel eine dicke schwarze Wand wurde und wir uns in den Bus verzogen hatten, wurden wir tierisch durchgerüttelt. Das Dach war aber noch offen und musste eingefahren werden. Leider hat es natürlich geklemmt. Im Regen haben wir uns dann wie in einem klassischen Katastrophenfilm laut angeschhriehen, um das Dach ohne Verklemmungen einzufahren. War der Hammer, die Nachbarn haben bestimmt gedacht, wir fliegen mit unserem Bus gleich davon. Ohne Bett im Dach ist es aber zu dritt einfach schlicht weg unmöglich zu schlafen. Wolfgang lag aufm Sitz, Lilo und ich mit Gepäck unten auf der Liegefläche. Es war warm und stickig und draußen tobte die Hölle.

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Nach dieser entspannten Nacht waren wir alle total breit und wollten eigentlich nur nach Hause. Leider mussten wir aber noch eine ganze Weile fahren, was nicht gerade zur Stimmungsaufhellung beigetragen hat. Der Tiefpunkt war dann in Stavanger auf einem Campingplatz in Sola erreicht, als wir uns irgendwo hinstellen wollten und so richtig nichts fanden und der Platz auch irgendwie “assi” war. Aber es geht ja immer weiter, und siehe da: einen Kilometer weiter war die Welt schon wieder viel schöner. Denn dort gab es einen Zeltplatz direkt am Sandstrand mit Fischereihafen und Fischverkauf und viel Platz. Gott sei Dank! Lilo konnte nach einem schönen Wellenbad gleich zwei neue Freundinnen finden und wir konnten erst Nudeln mit Bier, Schrimps mit Wein und am Abend noch Grappa mit den Eltern der zwei Mädels genießen. Wäre nicht die zweite Nacht in Folge mit Sturm gewesen, wäre es ein super Abend geworden. Der Sturm wurde nämlich immer stärker und Lilo und ich haben trotzdem eisern oben im Dach verbracht. Ich hab natürlich kein Auge zugetan. Und das war der Moment, wo ich einfach keinen Bock mehr auf den Bus hatte.

Im Regen haben wir uns dann weiter Richtung Kristiansand begeben, wo wir am nächsten Tag bei Steff übernachten sollten.  Und ich hatte keine Lust mehr auf Campingplatz und Sturm und Bus. Doch wenn du denkst es geht nicht mehr …. da schrieb Steff eine SMS. “Ihr könnt auch schon heute zu uns kommen”  – JA, das wollen wir!! Also sind wir gleich bis Kristiansand durchgefahren und konnten bei Steff schön essen, Bier trinken und schlafen. Denn auch in dieser Nacht gab es wieder Sturm, Starkregen und Gewitter. Aber was macht das schon, wenn man in einem Haus ist ;-)

Heute haben wir dann auch noch was richtig verbotenes gemacht. Wir waren mit den Jahreskarten von Steffs Familie im Dyreparken, einem coolen Freizeitpark. Ja, wir sind eben auch nur deutsche Touristen, die überall sparen wollen, ich geb es zu! Es war ein sehr feucht fröhlicher Ausflug mit ein paar ordentlichen Regenschauern, die uns doch ein bissl durchnässt haben. Am schönsten war jedoch Lilos Ausflug auf das Kletterzelt, von dem sie sich in einer gewissen Höhe nicht mehr runtergetraut hat. Da musste der Papa zur Rettung eilen, ist mit Anlauf auf das Zelt gerannt und dabei hat Lilo den Halt verloren und ist laut schreiend runtergerutscht. Nix passiert!!! Dafür aber ziemlich witzig ;-)

Das Einzige, was wir jetzt noch überstehen müssen, ist die Fährfahrt mit dem Katamaran. Wer sich dunkel erinnert, der weiss, dass ich am Anfang geschrieben habe “bei schlechtem Wetter will ich mit dem Ding nicht fahren”. Nun ja, vielleicht lässt der Wind bis Morgen ja nach, ich hoffe es !! :-)

Die Vogelinsel Runde und der anstrengende Weg dorthin

Falls der ein oder andere von Euch tatsächlich noch mitliest, dann möcht ich mich für die Ausdauer bedanken. DANKE, ihr seid so tapfer!! Ob meine Berichte wirklich spannend sind, weiß ich nicht, aber nur so kann ich mich an alles erinnern … man wird ja doch sehr vergesslich im Alter ;-)

Genau deshalb muss ich schon scharf überlegen, was eigentlich vor zwei Tagen passiert ist. Ich kann mich noch an Gneisen erinnern, die uns hier fast jeden Abend versüßen. Wir sind alle total zerbissen, vergesst Mücken, Zecken und Bremsen. Die neue Plage sind Gneisen, denn sie kommen einfach überall hin. Die Gneisen waren auf dem Fisch-Campingplatz aber besonders bluthungrig, deshalb waren wir dann doch ganz froh, weiter in Richtung Vogelinsel aufzubrechen. Lilo konnte sich noch von ihrer neuen Freundin verabschieden und dann ging es schon auf der Atlantikstraße. Dort hat man inzwischen auch ganz viel an die Touristen gedacht und schöne Raststätten gebaut, damit die alten Deutschen mit Rollator auch zu ihren grandiosen Fotos kommen. Es war ein Fest dieses Spektakel zu beobachten. Nachdem Lilo sich kurzfristig unwohl fühlte und den Apfel vom Frühstück einfach wieder loswerden wollte, konnten wir beim zweiten Frühstück die quasselnden Deutschen mustern. Die wussten einfach alles besser, so klug – unglaublich!

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Die Schärenküste mit ihren Brücken ist aber schon ein Augenschmaus und es macht Laune über die steilen Brücken zu fahren, während die Möwen im Parallelflug unsere Begleitung spielen. Da wir nicht zu spät auf der Vogelinsel Runde eintreffen wollten, mussten wir zwischendurch noch einen Übernachtungsstopp einlegen. Das wurde uns fast zum Verhängnis, denn alle Campingplätze waren einfach total furchtbar. Also mussten wir nach Alesund fahren und noch weiter auf die Insel Gordoy. Dort sollte es einen Campingplatz geben und einen schönen Leuchtturm. Den Leuchtturm gibt es tatsächlich und er ist sehr schick, leider gab es aber keinen Zeltplatz und meine Laune war tierisch im Keller. Nach einer Irrfahrt haben wir dann irgendwo in der Pampa eine Ferienwohnung finden können, die wir ohne viel Überlegung genommen haben. Immerhin mal eine Nacht kein Gemeinschaftsklo und endlich eine Matratze. Ein besonderes Schauspiel spielte sich dann abends direkt vor der Tür ab. Zwei riesige Kreuzfahrtschiffe schoben sich lautlos im Sonnenuntergang durchs Wasser und bescherten mir noch ein schönes Fotomotiv. Dank der Knipserei und eines kühlen Dosenbiers war ich dann auch wieder genießbar.

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On the road again mussten wir glücklicherweise nicht weit fahren, um gegen Mittag auf Runde anzukommen. Der Campingplatz ist sehr beliebt, deshalb garantiert frühes Ankommen einen halbwegs guten Platz. Ist ein bissl wie am Pool mit den Handtüchern. Auto gut und sicher geparkt mit Blick aufs Meer konnten wir zur Wanderung starten. Und gleich beim ersten Anstieg waren wir kaputt und es wurde ein bissl anstrengend. Aber egal, wir wollten Vögel sehen. Haben wir auch, aus gut 500 Meter Entfernung. Leider sind die Papageientaucher schon fast alle weg, aber ein einziger hat sich erbarmt und ist eine Extrarunde über unseren Kopf geflogen, so dass Lilo den bunten Schnabel auch wirklich erkennen konnte. Der war definitiv abgerichtet oder ne ferngesteuerte Attrappe ;-)

Heute faulenzen wir und Lilo erholt sich von ihren nächtlichen Kinoabenden. Die Sonne geht hier nach 22 Uhr unter und das Abendrot hält sich bis 24 Uhr.

Kleine Anekdoten am Rande:

  • Möwen sind herrliche Vögel, und vor allem riesig … das „Lachen“ einer Möwe werde ich wohl öfter mal im Kopf abrufen, also nicht wundern, wenn ich still vor mich hin starre und lächle ;-)
  • Nach einem Raucherschiss auf ein Klo gehen wünsche ich niemanden, es ist einfach ekelhaft!
  • Begib dich nie in die Nähe eines Vogelnests einer riesigen Möwe, sie wird dich mit allen Mitteln verjagen!
  • Schuhe, die einmal in dicker, fetter Matschepampe aus Seetang und Meerwasser gesteckt haben, riechen für immer nach Erbrochenem

Und hier noch meine Quizfrage: Woran erkennt man deutsche Touristen?? Ich bitte um rege Teilnahme :-)! @Mattes: Ausrüstungstechnisch müsstest Du da auch ein paar Ideen haben ;-)

 

Der Scheitelpunkt ist erreicht!

Es ist zwar nicht Trondheim geworden, aber immerhin Kristiansund, der Scheitelpunkt unserer Reise ist erreicht, jubel! Vorher haben wir aber noch bravorös den Trollstigen mit seinen 11 Haarnadelkurven gemeistert. Leider ist auch der Trollstigen zu einem Touristenschaupunkt geworden. Wo wir noch vor 10 Jahren auf den Felsen saßen und die Aussicht bewundern konnten, sind nun Fußgängerbrücken und Stege, damit die ganzen Heerscharren von Bustouristen ihre tollen Fotos machen können. Ist schon manchmal ein komisches Gefühl diese Veränderung zu sehen. Der Blick von oben auf diese tollkühne Straße ist natürlich immer noch toll, keine Frage.

Dann war es aber auch gut mit Kurven und Ausgucken. Wir wollten endlich Angeln und deshalb sind wir kurz nach Kristiansund (ja, wir haben uns die Stadt nicht angeschaut) auf einen Campingplatz in den Schären gefahren, der im Reiseführer als Angelparadies bezeichnet wurde. Und was soll ich sagen: Es ist ein Angelparadies. Aber nicht nur das, es ist auch little german town! Hier gibt es im Prinzip fast nur Deutsche, die mit ihren Wohnwagen und Angelequipment alles belegen, alle Boote beschlagnahmen und auch in der Werkstatt schrauben. Nur wenige Norweger haben sich hierher verirrt. Aber wir wurden nach ein paar musternden Blicken ziemlich gut aufgenommen in die Petri Heil Gesellschaft. Das lag daran, dass wir uns gleich mal als blutige Anfänger geoutet und quasi um Hilfe gebettelt haben. Und siehe da, uns wurde geholfen. Und so mussten wir mit Erschrecken feststellen, dass die alten Platzhirsche eigentlich total nett sind ;-).

DCIM103GOPROViel besser war aber, dass Lilo innerhalb von 10 Minuten eine deutsche Freundin gefunden hatte mit der sie über den Campingplatz gezogen ist. Und damit war klar, dass wir nicht nur eine Nacht bleiben konnten. Samy und Lilo haben sogar zusammen geangelt und tatsächlich einen kleinen Köhler gefangen. Mehr als der Papa, könnte man meinen, aber nein, auch der hatte Glück und konnte immerhin 3 Makrelen und zwei Köhler an Land ziehen! Total toll!! Aber der Clou war unser Nachbar, der aus lauter Mitleid mit unserem Anglerglück seine Angel für fünf Minuten ins Wasser warf und gleich sechs Makrelen für uns herauszog. Die waren echt lecker und Wolfgang weiß nun auch, wie Fische getötet, ausgenommen und filetiert werden. Ein sehr lehrreicher Urlaub also!

DCIM103GOPRODie Zeit verfliegt sehr schnell und morgen geht es nun weiter, obwohl Lilo ihre neue Freundin schon jetzt vermisst. Aber vielleicht wird daraus ihre erste Brieffreundschaft, mal schauen. Das einzige, was uns immer mal zu schaffen macht sind die Kneisen, die uns belagern und beißen. Aber irgendwas ist ja immer.

Vom Gletscher über Hochebenen zum Fjord

Es ist 22.55 Uhr, das Feuerchen brennt langsam runter und ich liege im Bus mit Blick auf die Berge. Es ist immer noch ziemlich hell und die Tschechischen Nachbarn klimpern noch auf der Gitarre rum. Mal sehen, ob ich noch zusammen bekomme, was in den letzten zwei Tagen passiert ist.

Nach dem Gletscher ist vor dem Gletscher. Jedoch wurden wir Freitag mit viel Regen und trüben Aussichten geweckt. Da es sich bei Regen aber wunderbar schlafen lässt, haben wir in Ruhe einen Tee gekocht und Lilo ist gegen halb Elf aufgestanden. Das Frühstück mit Rührei wurde zum Mittagessen und dann wurde glücklicherweise auch das Wetter besser. So konnten wir zum Neegardsbreen aufbrechen, der eine echte Gletscherschönheit ist. Mit dem Boot ging es über den Gletschersee zu den gigantischen Eismassen und als dann auch noch die Sonne raus kam, war alles perfekt. Ist schon Wahnsinn, wie diese Gletscherspalten in tiefstem Blau erstrahlen.

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Nun ist aber erstmal gut mit Gletschern. Deshalb führte uns die Reise über eine wunderschöne, unwirkliche Hochebene in Richtung Geiranger Fjord. Ich hab mittlerweile keine Ahnung, wie viele Pässe wir schon gefahren sind, ständig Serpentinen und ein Auf und Ab. Aber die Landschaft ist immer wieder anders und beeindruckend. Lilo hört seit vier Tagen Harry Potter und der Feuerkelche als Hörbuch und übersteht die Fahrerei somit ganz gut. Fast zu gut, denn sie will meistens gar nicht aus dem Auto aussteigen, um sich etwas anzusehen. Aber wir sind schon im dramatischen Endspurt und Harry muss bald ins Labyrinth. Mal sehen, wie es dann mit Lilo weitergeht. Vielleicht lockt sie dann das Angeln ;-)

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Nach einer ruhigen Nacht auf einem idyllischen Campingplatz mit viel Sonne erreichten wir heute den Geiranger Fjord und haben ihn vom Dalsnibba bewundert. Der Dalsnibba ist ein Berg mit ca. 1500 m Höhe. Der Blick ist überwältigend! Leider ist der Ort Geiranger selbst ein echter Touristenmagnet, so dass wir schnell weitergefahren sind um etwas mehr Ruhe zu haben. Die haben wir unterwegs zum Trollstigen auch gefunden. Es hat allerdings drei, vier Dauercampingplätze gedauert, bis wir einen entspannten Zeltplatz gefunden hatten. Hier ist es aber nun sehr ruhig und beschaulich. Lilo hat ihre ersten drei Postkarten geschrieben und durfte als Belohnung ihre heiß geliebten Chips essen. Und die erste Grappa Flasche ist nun auch alle. Alle glücklich, also :-)!